Weshalb und wie Deine Kritik doppelt nützlich wird.
Niemand möchte gerne kritisiert werden. Aber richtig kritisieren fällt vielen nicht leicht. Dabei gehört Kritik gerade im Beruf dazu. Für eine gute Zusammenarbeit ist konstruktive Kritik sogar hilfreich. Dabei kommt es auf die richtige Kommunikation an. Neben Lob und Anerkennung kann auch richtig kritisieren einem Team weiterhelfen. Motivationstrainerin und Impulsgeberin Gaby S. Graupner hält seit vielen Jahren Vorträge bei den verschiedensten Teams in den unterschiedlichsten Unternehmen und weiß, worauf es beim richtig Kritisieren ankommt.
Wenn Du für Menschen als Führungskraft tätig bist, im Berufsleben also die Chefin oder der Chef und im Privatleben vielleicht die Mutter oder der Vater, dann gehört Kritik zu Deinem Tagesgeschäft. Egal, ob Du fachlich und/oder disziplinarisch führst. Wenn man im Internet nachliest, wie richtig kritisieren geht, entsteht oft der Eindruck, man müsse zuerst Psychologie studieren oder lernen, auf rohen Eiern zu tanzen. In vielen Fällen sind die Ratschläge im Alltag schwer umzusetzen oder zu aufwändig.
Die Espresso-Kritik
Wenn es um kleine Fehler geht, reicht oft eine kurze Espresso-Kritik, beispielsweise, wenn Dir der Kellner das falsche Getränk bringt. Wenn, wie mir am Wochenende passiert, der Kellner einen Espresso bringt, obwohl ich einen Cappuccino bestellt habe, ist das ein Fehler. Viele Fehler, die wir machen, sind eher wie ein falscher Espresso, wenn es um die Kritik geht. Sie sind meistens klar messbar. Also Espresso statt Cappuccino. Eine kurze Entschuldigung. Austauschen. Fertig.
Wenn ich den Kellner allerdings zum dritten Mal darauf hinweise, dass ich zahlen möchte und er reagiert mit: „Jetzt nicht“, und dreht sich dabei offensichtlich um, dann ist das ein Fehlverhalten. Und dieses ist schon deutlich schwieriger zu kritisieren, gerade wenn es sich um wiederholtes Fehlverhalten im Team handelt.
Mit einigen Regeln zum richtig Kritisieren fallen aber sowohl einfache Espresso-Kritiken als auch umfangreicheres Kritisieren einfacher.
Vier pragmatische Regeln, um zum richtig kritisieren.
1 Lob und Kritik trennen
In einem Kritikgespräch hat Lob nichts zu suchen. Auch wenn es uns schwerfällt: Kritik ist nicht nett. Wenn es gleichzeitig etwas zu loben und zu kritisieren gibt, dann führe lieber zwei Gespräche, aber verpacke nicht die Kritik in einem Lob, nur um nett dazustehen. Ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis kann zu einer Gefahr in der beruflichen Kommunikation werden. Kritik sollte sachlich, aber doch ernst formuliert werden. Zu nett verpackt, wird sie nicht ernst genommen.
2 Kritisiere immer unter vier Augen
Egal wie sehr du dich gerade geärgert hast oder wie die äußeren Umstände sind: Kritik findet nie vor dem ganzen Team statt. Auch wenn es schwieriger sein kann, weil der Mitarbeiter im Home-Office ist – finde immer einen Weg das Kritikgespräch unter vier Augen und auch unter vier Ohren stattfinden zu lassen.
3 Kritik zeitnah und konkret ansprechen
Kritik sollte immer zeitnah angesprochen werden, dabei kann zeitnah auch eine Stunde später sein, zwei Stunden später oder am Nachmittag, vielleicht sogar erst am nächsten Tag und in ganz bestimmten Ausnahmen auch zwei Tage später. Wenn du beispielsweise gerade sehr aufgebracht bist, dann kann es besser sein erstmal eine Runde, um den Block zu gehen oder sogar eine Nacht darüber zu schlafen. Sonst kann die Kommunikation schnell ausarten. Wenn nötig, mache dir Notizen, um die Kritik möglichst konkret und präzise ansprechen zu können. Desto präziser deine Angaben im Kritikgespräch sind, die Du Dir notiert hast und die Du dann herausziehen und deutlich zeigen, respektive vorlesen kannst, desto geringer ist die Diskussion darüber. Das gilt übrigens auch fürs Privatleben.
4 Sachlicher Ton und ohne persönliche Angriffe
In der Kommunikation gilt immer: bleibe sachlich. Beispiele für einen Einstieg in ein sachliches Gespräch sind: Wir hatten vereinbart, dass… Die Anweisungen lautete… .
Hilfreich kann es sein zu fragen, was Du tun kannst, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Wenig bringt hingegen die Frage nach dem Warum. Diese führt nur zu Opfergeschichten und Schuldzuweisungen.
Die Motivationstrainerin und Impulsgeberin Gaby S. Graupner spricht in ihrem spannenden Vortrag „High Five: Als Team erfolgreich“ darüber, wie man es mit den 5 Sprachen guter Zusammenarbeit schafft, ein motiviertes und gut arbeitendes Team aufzubauen. Dabei gibt sie wertvolle Tipps an die Hand, wie das mithilfe von guter Kommunikation in jedem Unternehmen gelingt. Dazu gehört auch richtig kritisieren.